IFS- Report 1-2012

Das IFS berichtet viermal jährlich im IFS-Report über aktuelle Schadenfälle und weitere Aspekte der Arbeit zur Schadenverhütung. Der IFS-Report erscheint gedruckt und im PDF-Format zum Download. Photovoltaik
Die Risiken müssen
berücksichtigt werden
Titel
Schweißarbeiten
Sicherheitsvorschriften
werden oft missachtet
Seite 2
Steckfittingsysteme
Einfache Installation verführt
zur Unachtsamkeit
Seite 3
Softwarefehler
Faxgerät überhitzt und
beginnt zu brennen
Seite 4
Brandgefährliche Mängel und VersäumnisseBei Photovoltaikanlagen sind die Installation und die regelmäßige Wartung durch einen Fachbetrieb wichtig
Dachflächen werden immer häufiger für die Gewinnung re-

generativer Energie genutzt. Ein Wermutstropfen dieses
positiven Trends ist das Brandrisiko, das von Photovoltaik-

anlagen ausgeht. Um Schäden zu verhüten, sind die richtige

Planung und regelmäßige Wartung der Anlagen sehr wichtig.

Beispielsweise kam es durch Mängel in diesem Bereich zu

einem Feuer auf dem Dach eines gewerblich genutzten

Hallenkomplexes. Die dort montierte Photovoltaikanlage be-

stand aus mehr als 15.000 Modulen mit einer Gesamtleistung

von 930.800 kW. Bei so großen Anlagen werden sogenannte

Vorsammler installiert. In einem davon brach der Brand aus. Ein

IFS-Gutachter stellte bei der Untersuchung fest, dass es eine

Überhitzung am Gleichstrom-Hauptschalter in dem Vor-

sammlergehäuse gegeben hatte. Baugleiche Schalter befanden

sich in jedem der fast 130 Vorsammler. Eine Überprüfung er-

gab, dass es bei mehreren Schaltern bereits zu Schmorschäden

gekommen war. Es handelte sich also nicht um eine einzige

Schwachstelle. Zwar wurden an der Photovoltaikanlage

regelmäßige Inspektionen durchgeführt, doch die Schalter wur-

den dabei nicht berücksichtigt, wie der Gutachter den

Prüfprotokollen entnehmen konnte. Im Betrieb der Anlage

waren keine Schaltvorgänge notwendig, so dass mit der Zeit

Ablagerungen an den Kontakten entstanden und sich ein Über-

gangswiderstand ausbilden konnte. Um das zu verhindern, gibt

der Hersteller neben einer regelmäßigen Kontrolle vor, dass die

Schalter mindestens einmal jährlich betätigt werden müssen.
Weil die Leitungswasser-

versicherung den Ver-
sicherern großen Kummer

bereitet, bemüht sich das IFS

hier besonders um Beiträge

zur Schadenverhütung. Resul-

tat ist u. a. das Projekt

„Automatische Absperrven-

tile“. Neben der Ausarbeitung

technischer und vertriebs-

technischer Lösungen, re-

cherchiert das IFS aber auch

internationale Trends zu
Der betroffene Teil der Photovoltaikanlage: Der Vorsammler im Schaden-
schwerpunkt (kleines Bild) wurde vollkommen zerstört. Fotos: IFS
diesem Thema. Der norwegi-
sche Versicherer Gjensidige

hat sich mit wegweisenden

Schadenverhütungsaktivitä-

ten einen Namen gemacht.

Leitungswasserschäden sind

auch in Skandinavien ein

Problem, haben diese doch

wegen der landesüblichen

Holzbauweise noch gravie-

rendere Auswirkungen als bei

Massivhäusern. Die Gjensidige

legt ihren Versicherungs-

nehmern den Einbau von au-

tomatischen Absperrventilen
nahe. Sie bietet dafür folgen-
den Anreiz: Generell wird bei

Leitungswasserschäden ein

Selbstbehalt von 8.000 NOK

(etwas über 1.000 Euro) fäl-

lig. Dieser Selbstbehalt ent-

fällt bei Einbau eines automa-

tischen Absperrventils, das im

versicherungseigenen online-

Shop erworben werden kann.

Kann eine solche Lösung für

Deutschland Vorbild sein?
Dr. Rolf Voigtländer
Geschäftsführer des IFS
EIN WORTAUF
Eine Information des Institutes
für Schadenverhütung und
Schadenforschung der
öffentlichen Versicherer e.V.
wicklung im angrenzenden
Fahrzeuginnenraum. Mit ei-

nem Handfeuerlöscher be-

mühte er sich, das Feuer ein-

zudämmen, doch der Versuch

misslang. Immerhin konnte er

noch das Schutzgas-

schweißgerät aus dem

Brandbereich ziehen, bevor er

die Scheune verlassen und die

Löschmaßnahmen der Feuer-

wehr überlassen musste.

Das Gebäude wurde durch

das Feuer so stark beschädigt,

dass es einsturzgefährdet

war, als ein Brandursachen-

ermittler des IFS später die

Schadenstelle untersuchte.

Das Spurenbild stimmte mit

den Aussagen des Versiche-

rungsnehmers überein: Es

hatte einen Brandausbruch in

dem nun vollständig ausge-

brannten Wagen gegeben.

Während der Schweiß-

arbeiten wurde durch

Wärmeleitung brennbares

Material im Innenraum ent-

zündet.

Brände im Zusammenhang

mit Schweiß- oder Trenn-

schleifarbeiten sind für die

IFS-Gutachter kein seltener

Anblick. Bei diesen feuerge-

fährlichen Arbeiten lässt sich

das Brandrisiko nicht vollstän-
dig ausschließen. Doch es
gibt – für den gewerblichen

Bereich – umfangreiche

Sicherheitsmaßnahmen, die

unter anderem in der BGR

500 und der VdS-Richtlinie

2047 festgelegt sind. So müs-

sen zum Beispiel brennbare

Materialien, wenn möglich,

aus dem Arbeitsbereich ent-

fernt oder zumindest abge-

deckt werden. Ein Brand-

posten soll die Arbeiten über-

wachen, damit Feuer schon

in der Entstehungsphase be-

merkt und gelöscht werden

kann. Allgemein ist bei

Schweißarbeiten eine regel-

mäßige Kontrolle des Arbeits-

bereiches über mehrere

Stunden wichtig. Denn häu-

fig werden Glimmbrände in

verdeckten Bereichen initiiert,

die zunächst unbemerkt blei-

ben und sich langsam zu ei-

nem Flammenbrand ent-

wickeln.

Da der Versicherungsnehmer

eine einschlägige Ausbildung

hatte, hätten ihm diese

Maßnahmen bekannt sein

müssen. Doch auch viele

Profis ignorieren nach

Erfahrung des IFS immer wie-

der selbst die grundlegenden

Sicherheitsvorschriften.
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Schadenverhütung
Bereits seit 2004 häufen

sich Leitungswasser-
schäden im Zusammenhang

mit Wasserzählerhalterungen.

Im IFS wurden bisher knapp

siebzig Verschraubungen

untersucht. Bei den betroffe-

nen Zählern war jeweils ein

Gewindestutzen der An-

schlussverschraubung gebro-

chen, und das Schaden-

ausmaß war zumeist umfang-

reich. Auch ein Absperrventil

würde in einem solchen Fall

das Schadenausmaß nicht be-

grenzen, weil es hinter dem

Wasserzähler installiert wird.
Da sich die untersuchten
Brüche über einen längeren

Zeitraum entwickelt haben,

hätte der beginnende

Wasseraustritt wahrscheinlich

rechtzeitig entdeckt werden

können, um die Schäden zu

begrenzen. Das IFS empfiehlt,

den Anschlussbereich von

Wasserzählern regelmäßig

auf Wasseraustritt zu kontrol-

lieren. Gibt es Ablaufspuren,

so kann dies auf einen bereits

vorhandenen Riss hindeuten.

Die Anschlussgarnitur sollte

dann von einem Fachmann

ausgetauscht werden.
Zahlreiche Schäden an Halterungen von Wasserzählern
Risiko Schweißarbeiten
Als gelernter Kfz-

Mechaniker kannte sich
der Versicherungsnehmer im

hier beschriebenen Schaden-

fall mit Schweißarbeiten an

Automobilen aus. In der

Scheune neben seinem Haus

gab es sogar eine

Hebebühne. Dort reparierte

er, wie er sagte, gelegentlich

für Freunde und Nachbarn

deren Fahrzeuge. Gewerblich

seien diese Arbeiten aber
nicht gewesen. Auch am
Schadentag befand sich der

Mann in Sachen Nachbar-

schaftshilfe in seiner Werk-

statt. An einem alten Auto

hatte der TÜV Korrosions-

schäden bemängelt, und so

mussten im Bereich der

Radkästen Bleche ausge-

wechselt werden. Während

der Schweißarbeiten bemerk-

te der Versicherungsnehmer

eine intensive Rauchent-
Der Pkw in der Scheune brannte nach den Schweißarbeiten vollständig
aus, und auch das Gebäude wurde zerstört.
Sicherheitsvorschriften werden häufig ignoriert
Der Keller steht wegen der gebrochenen Zählerhalterung unter Wasser.