IFS Report 1-2011

Das IFS berichtet viermal jährlich im IFS-Report über aktuelle Schadenfälle und weitere Aspekte der Arbeit zur Schadenverhütung. Der IFS-Report erscheint gedruckt und im PDF-Format zum Download.
Schadensbegrenzung
IFS plädiert für steuerbare
Absperrventile
Titel
Leitungswasserschäden
Kein Vertrauen in selbst-
dichtende Gewinde
Seite 2
Brandrisiko
Serienmangel an Gas-
Brennwertkesseln
Seite 3
Elektroinstallationen
Wenn Gefahren lange
unentdeckt bleiben
Seite 4
Probleme von heute, Standards von morgenIn einem Filmbeitrag verdeutlicht das IFS die Risiken von Leitungswasserschäden und stellt Lösungen vor
Schadenursachenermittlungen sind die tägliche Aufgabe der

IFS-Gutachter. Nützlich sind nicht nur die Ergebnisse im
Einzelfall, sondern auch die statistischen Auswertungen. Ein

Thema tritt dabei zusehends in den Vordergrund: Leitungs-

wasserschäden. Sie verursachen jedes Jahr erhebliche

Sachschäden und Kosten. Betroffen sind Mieter, Hausbesitzer,

Handwerker, Hersteller und Versicherer – denn die Ursachen

und damit die Verantwortlichkeiten sind vielfältig.

Leitungswasserschäden entstehen zum Beispiel durch

Installationsfehler oder fehlenden Frostschutz. Doch auch

Materialalterung ist ein wesentlicher Faktor, denn kein

Leitungssystem hält ewig. Leckagen an wasserführenden

Leitungen können auch bei größter Sorgfalt nicht mit

Sicherheit verhindert werden. Aber das Schadenausmaß lässt

sich eingrenzen. Wenn wir das Haus verlassen, schalten wir das

Licht aus und verschließen die Tür. Niemand würde den

Hauptwasserhahn zudrehen, bevor er zur Arbeit geht. Das liegt

jedoch nicht daran, dass es nicht sinnvoll wäre, sondern allein

am damit verbundenen Aufwand. Was wäre also, wenn sich die

Wasserzufuhr genauso unkompliziert verschließen ließe wie die

Tür? Technisch ist das kein Problem; entsprechende Sicherheits-

systeme werden von mehreren Herstellern angeboten. Das IFS

ist überzeugt, dass in dieser Möglichkeit der Schadensbe-

grenzung großes Potential liegt und sie in einigen Jahren in pri-

vaten, öffentlichen und betrieblichen Gebäuden zum Standard

gehören wird. Lesen Sie weiter auf Seite 3
Die Problematik der Lei-

tungswasserschäden hat
ihre Brisanz keineswegs verlo-

ren. Im Gegenteil: Die

Schadenzahlen und Kosten

steigen weiter. Das IFS hat als

Lösungsansatz im letzten Jahr

den Einbau von elektrisch

steuerbaren Absperrventilen

in Leitungswasserinstallatio-

nen generell empfohlen, um

das Schadenausmaß deutlich

zu reduzieren. Dieser Gedan-
Im neuen IFS-Filmbeitrag dreht sich alles um Leitungswasserschäden. Foto: IFS
ke wurde im Kreis der öffent-

lichen Versicherer sehr positiv

aufgenommen. Das IFS hat

eine Informationskampagne

zum Thema begonnen. Drei

Artikel im Schadenprisma und

ein Video sind bisher entstan-

den. Parallel unterstützen die

Gremien des Verbandes öf-

fentlicher Versicherer die

Bemühungen. Eine Projekt-

gruppe wurde gegründet und

hat nun Ergebnisse vorgelegt.

Diese sollen in der Schaden-

kommission und anschlie-
ßend in den Versicherungs-
ausschüssen vorgestellt und

genehmigt werden. Ziel ist es,

möglichst bald ein

Pilotprojekt zu starten, das

den Nutzen der vorgeschlage-

nen Lösung belegen soll.

Konkrete Vorstellungen dazu

existieren bereits. Wir werden

die Leser des IFS Reports über

die weiteren Fortschritte in-

formieren.
Dr. Rolf Voigtländer
Geschäftsführer des IFS
EIN WORTAUF
Eine Information des Institutes
für Schadenverhütung und
Schadenforschung der
öffentlichen Versicherer e.V.
untersucht, die durch gebro-
chene selbstdichtende Ge-

winde verursacht wurden.

Dabei hatten die Monteure

stets den gleichen Fehler ge-

macht: Sie hatten das

Gewinde mit Hanf abgedich-

tet und nicht vollständig in

das Gegenstück einge-

schraubt. Liegt Hanf in den

Gewindegängen, so ist dies

auch gar nicht möglich. Der

aufquellende Hanf oder –

wenn das Gewinde genau bis
zum Dichtring eingeschraubt
wurde – das zusammenge-

quetschte Material des Ringes

verursachen erhöhte Span-

nungen im Nutbereich des

Werkstoffes. Es kommt zu

Spannungsrisskorrosion und

schließlich zum Bruch des

Gewindes.

IFS-Gutachter Dr. Frank

Nahrwold hat dieses Scha-

denbild bei Laborunter-

suchungen bereits mehrfach

festgestellt. Im Gespräch mit

Herstellern erfuhr er, dass der

Installationsfehler recht häu-

fig auftritt und stets die glei-

chen Folgen hat. Betroffen

sind sowohl erfahrene Instal-

lateure aus dem Sanitär-

bereich wie auch Heimwer-

ker. Denn auch im Baumarkt

werden immer häufiger

Eckventile mit selbstdichten-

den Anschlussgewinden an-

geboten. Die Montage ist

handwerklich sogar einfacher

als bei den Bauteilen mit her-

kömmlichen Anschluss-

gewinden. Wichtig ist nur,

dass die Montageanleitung

beachtet wird und der

Installateur darauf vertraut,

dass das Gewinde auch tat-

sächlich – ganz ohne Hanf –

selbst abdichtet.
Aus der IFS-Arbeit / News 2
News
Wieder einmal blickt das

IFS auf ein erfolgrei-
ches Geschäftsjahr zurück.

2010 haben die Gutachter

mehr Ursachenermittlungen

durchgeführt als jemals zuvor.

Bei etwa der Hälfte dieser

Untersuchungen handelte es

sich um Brandursachen-

ermittlungen. Sie waren und

sind die tragende Säule der

IFS-Tätigkeit.

Außer Brandursachen unter-

sucht das IFS auch Brand-

folgen. Ebenso geht es außer

Leitungswasserschäden auch

deren möglichen Folgen,
nämlich Feuchte- und Schim-
melpilzschäden, auf den

Grund. Von diesen vier Unter-

suchungsbereichen gibt es in

letzterem die stärkste

Dynamik: Um 21 Prozent ha-

ben die Untersuchungen von

Feuchteschäden im vergan-

genen Jahr zugenommen.

Diesen Trend verzeichnet das

IFS bereits seit einigen Jahren.

Die Gründe dafür sind vielfäl-

tig: So halten zum Beispiel

neue Bauweisen mehr

Energie, aber auch mehr

Feuchtigkeit in den Räumen.

In der Bevölkerung wächst
Mehr Schadenuntersuchungen und gute Ergebnisse im zurückliegenden Jahr
zudem das Bewusstsein für

die Gesundheitsrisiken durch

Schimmelpilze. In Kiel, Düssel-

dorf, München und Wies-

baden beschäftigt das IFS

Experten für die Untersu-

chung von Feuchteschäden.

Doch auch abgesehen von der

gutachterlichen Arbeit hatten

die Mitarbeiter des IFS im ver-

gangenen Jahr alle Hände voll

zu tun: 134 Veröffentlich-

ungen wurden herausge-

geben, 55 Vorträge gehalten,

45 Gremientermine wahrge-

nommen und sechs Veran-

staltungen organisiert und
durchgeführt. Darüber hinaus
entstanden zwei Filmbei-

träge, die das aktuelle

Angebot der Internetseite er-

gänzten. Mit einer starken

Presse- und Öffentlichkeitsar-

beit sowie der intensiven Ver-

netzung mit anderen Fach-

experten hat das IFS auch

2010 weiter daran gearbei-

tet, die Schadenverhütung zu

stärken und aktuelle Erkennt-

nisse aus der Schadenfor-

schung bekannt und damit

nutzbar zu machen – Ziele,

die auch in diesem Jahr ganz

oben stehen.
Häufiger Installationsfehler
Es ist eine technische Ver-

einfachung, die leider
häufig nicht verstanden wird:

Im Sanitärbereich kommen

immer mehr Eckventile mit

selbstdichtenden Anschluss-

gewinden zum Einsatz. Hanf

oder Teflonband ist also nicht

mehr notwendig, um das

Gewinde abzudichten. Die

Verwendung eines zusätz-

lichen Dichtmittels verhindert

sogar, dass die Bauteile fach-

gerecht montiert werden
können. Die selbstdichtenden
Gewinde haben einen Dicht-

ungsring. Sie müssen, gemäß

den Herstellervorgaben, voll-

ständig – das heißt über den

Ring hinaus – in ein entspre-

chend langes Gegengewinde

eingeschraubt werden. Durch

Zurückdrehen lassen sie sich

dann ausrichten; der Dicht-

ring gewährleistet dabei die

Dichtigkeit der Verbindung.

Im IFS wurden bereits meh-

rere Leitungswasserschäden
Eines der im IFS untersuchten Eckventile: Das Abschlussgewinde ist mit Hanf umwickelt. Rechts: Am freigelegten Gewinde ist die Bruchstel-
le gut erkennbar. Die Gewindegrate wurden für die Hanfumwickelung mechanisch aufgeraut.
Selbstdichtende Gewinde benötigen keine zusätzlichen Dichtmittel