Das IFS berichtet viermal jährlich im IFS-Report über aktuelle Schadenfälle und weitere Aspekte der Arbeit zur Schadenverhütung. Der IFS-Report erscheint gedruckt und im PDF-Format zum Download.
Fettbrände
In der Weihnachtszeit
steigt das Risiko
Titel
Photovoltaik
Im Brandfall eine große
Herausforderung
Seite 2
Frost
So schützen Sie wasserführende Leitungen
Seite 3
Saunabrände
Kontrollen sind oft nur
„lästige Pflicht“
Seite 4
Feuergefahr im Festtagstrubel
Wenn Fett auf dem Herd brutzelt, kann aus einer kurzen Ablenkung eine Fahrlässigkeit werden
Die Uhren ticken ein wenig anders im Dezember. Man
nimmt sich Zeit für die Familie, lädt Freunde und
Verwandte zum Essen ein. Nur leider ticken die Uhren nicht
unbedingt langsamer, sondern eher lauter und hektischer,
wenn in der Küche das Festmenü brutzelt und die Gäste bereits
im Anflug sind.
Fettbrände gehören für die Feuerwehr zu den typischen
Advents-Einsätzen. Da hat man nur mal eben die Haustür
geöffnet, und schon steht die Küche in Flammen. Kann das
wirklich so schnell gehen? Bei einem Brandversuch im IFS
vergingen vom Einschalten des Elektroherdes bis zum Zünden
des Fettes nur vier Minuten. Wie schnell die Zündtemperatur
erreicht wird, hängt allerdings von verschiedenen Faktoren ab,
wie der Art des Herdes (Gas oder Elektro), der eingeschalteten
Wärmestufe, dem Kochgeschirr und dem verwendeten Fett. Bei
modernen Herden werden die Keramikkochfelder immer leistungsfähiger und verkürzen somit die Zeit bis zum Zündpunkt.
Wird ein Fettbrand in der frühen Phase entdeckt, so kann er
noch, etwa mit einem Deckel, erstickt werden. Doch das Feuer
breitet sich oft schnell aus, die hoch schießenden Flammen
greifen rasch auf Dunstabzugshaube oder Oberschränke über.
Einen Fettbrand zu löschen, ist eine Herausforderung, da er sich
eben nur ersticken und nicht im eigentlichen Sinne löschen
lässt. Wasser und selbst das wasserhaltige Löschmittel in einem
Schaumlöscher bewirken eine Fettexplosion; Pulverlöscher sind
dem Brand häufig nicht gewachsen. Handelsüblich sind ABCWährend der letzten
Jahre wurde vom IFS
konsequent die Gründung
von Außenstellen vorangetrieben, wodurch auch die regionale Verbundenheit mit
der Gruppe der Öffentlichen
Versicherer unterstrichen
wird. Anfang 2008 hat das
IFS mit zwei Kollegen seine
Arbeit in Hannover aufgenommen. Die eigenen Räumlichkeiten unter anderem mit
labortechnischer Ausstattung
In der Weihnachtszeit darf es ein bisschen mehr von allem sein. Foto: Klar
in unmittelbarer Nähe zur
VGH, garantieren einerseits
die erforderliche Unabhängigkeit, wie die Beauftragung
auch durch niedersächsische
Ermittlungsbehörden zeigt,
andererseits eine effiziente
Zusammenarbeit insbesondere mit der VGH, aber auch mit
den anderen öffentlich-rechtlichen Versicherern in Niedersachsen. Die Kommunikation
zwischen den IFS- und den
Schadenkollegen in laufenden Schadenfällen erfolgt
nicht selten auf dem „kleinen
Dienstweg“; regelmäßiger
Erfahrungsaustausch und die
Mitwirkung des IFS an VGHinternen Veranstaltungen
runden das Bild einer konstruktiven Zusammenarbeit
ab. Insgesamt hat sich die IFSAußenstelle in Hannover vor
allem in Sachen Ursachenermittlung, aber auch Brandfolge zu einem soliden
Baustein für die VGH-Schadenregulierung entwickelt.
Thomas Vorholt
Vorsitzender des IFS-Beirates
EIN WORT AUF
Eine Information des Institutes
für Schadenverhütung und
Schadenforschung der
öffentlichen Versicherer e.V.
Löscher – Fettbrände gehören jedoch zur Brandklasse F. Es gibt
spezielle Fettbrandlöscher, die aber unter den wenigsten
Küchentischen stehen. Am sichersten ist es, Fett auf dem Herd
nicht aus den Augen zu lassen. Der Zündung geht immer eine
deutliche Rauchentwicklung voraus. So bleibt Zeit, um eine
Brandentstehung zu verhindern.
an der schnellen Verbreitung
der alternativen Stromerzeuger, zum anderen an einem besonders hohen
Schadenrisiko: „Bei den von
uns untersuchten Fällen waren die Brände jeweils durch
einen technischen Defekt an
der Photovoltaikanlage entstanden“, erklärt Lucks.
Als besonders schwierig haben sich die Löscharbeiten erwiesen. Eine Photovoltaikanlage besteht aus einem
Gleichspannungsteil, in dem
von den Solarelementen auf
dem Dach Sonnenenergie in
elektrische Energie umgewandelt wird, und einem
Wechselspannungsteil. Der
Teil der Anlage, der hinter
dem Wechselrichter liegt,
kann in der Regel problemlos
abgeschaltet werden. Der
Gleichspannungsteil jedoch
nicht. Daher stehen die
Feuerwehrleute einem unter
Spannung stehenden Netz
mit bis zu 1000 Volt gegenüber. Oftmals ist die gesamte
Dachfläche mit Solarzellen
bedeckt. Dies begünstigt die
Brandausbreitung und erschwert der Feuerwehr den
Zugriff. Bisher gibt es keine
Bauvorschriften für die
Anlagen. Darum müssen sich
die Einsatzkräfte im Brandfall
immer erst mit dem Aufbau
beschäftigen und können
nicht auf technische Standards hoffen. Um die
Feuerwehrleute nicht zu sehr
in Gefahr zu bringen, bleibt
oft nur ein kontrollierter Abbrand des Schadenobjektes.
Aus der IFS-Arbeit 2
IFS Umwelt und Sicherheit GmbH
Die Sparkassenversicherung Sachsen geht neue
Wege: In diesem Jahr bot ihre
Schulungsabteilung erstmals
Seminare zur Risikobeurteilung an, die direkt beim
Kunden durchgeführt wurden. Gruppen von maximal
zwölf Teilnehmern besuchten
Fertigungsbetriebe, die sich
an dem Projekt beteiligten.
Durch die umfangreiche, externe Beurteilung profitierten
auch sie von dem Projekt.
Dr. Axel Romanus, Gutachter
der IFS Umwelt- und
Sicherheit GmbH, begleitete
das Trainingsprogramm, das
im kommenden Jahr fortgeführt wird. Das Konzept
zeichnet sich vor allem durch
seine Praxisnähe aus. Die
Teilnehmer erlernen die
Risikobeurteilung direkt beim
Kunden; sie haben Kontakt
zu den Verantwortlichen im
Unternehmen, können nachfragen und bekommen unmittelbare Rückmeldungen.
Neu ist auch die gemeinsame
Weiterbildung von Innenund Außendienstmitarbeitern, die gleichermaßen an
den Seminaren teilnehmen.
SV Sachsen schult Innen- und Außendienst gemeinsam und vor Ort
Durch diese gemeinsame
Schulung verbessern sich die
Kommunikation sowie das
Verständnis für die Situation
und die Anforderungen des
anderen. Auf diese Weise
wird die Basis für eine unkomplizierte und erfolgreiche
Zusammenarbeit geschaffen.
Um die Seminare noch effektiver zu gestalten, soll dem
zweitägigen Praxisteil zukünftig ein vorbereitender theoretischer Teil vorausgehen. Das
Interesse der Mitarbeiter ist
groß: Für das kommende Jahr
gibt es bereits eine Warteliste.
.
Gefahr für die Feuerwehr
Die Brandursachenermittler des IFS haben es
seit kurzem auffallend oft mit
Schäden an Photovoltaikanlagen zu tun. „Die Zahl der
Brände steigt sprunghaft“,
hat Gutachter Karl Lucks festgestellt. Dies liege zum einen
Die Feuerwehr kann den Ausbrand der Halle nicht verhindern.
Erschwerte Löscharbeiten bei Photovoltaikanlagen
Dr. Axel Romaus (rechts) mit einem Seminarteilnehmer und einem Werksmitarbeiter
Mit einem Kurzschluss beginnen viele Schadenfeuer. Aus
einer scheinbar harmlosen
Situation entsteht in Minuten
ein Flammenmeer, dem nur
noch Profis entgegentreten
können.
Wäschetrockner sind in der
Statistik des IFS die führenden
Brandverursacher unter den
elektrischen Geräten im
Haushalt. Mit dem Brand eines Wäschetrockners startet
das IFS daher eine Serie von
Filmen über Schadenszenarien. Die Rekonstruktion von
Brandverläufen im Brandversuchshaus des IFS gehört für
die Gutachter zum Arbeitsalltag. Doch wer Feuer nur aus
dem Kamin oder aus dem
Kino kennt, hat kaum eine
Vorstellung davon, was im
Schadenfall passiert. Der vierminütige Beitrag zeigt im
Zeitraffer die ersten Minuten
nach einem Kurzschluss in einem Wäschetrockner: Nach
zwei Minuten lodern bereits
Flammen aus dem Gerät empor; nach sieben Minuten haben sie auf benachbarte
Möbel übergegriffen.
Der erste Videobeitrag ist bereits auf der Internetseite des
IFS zu sehen. Der zweite, mit
dem Thema Fettbrände, ist
geplant. Die Kurzfilme stehen
außerdem den Mitgliedsunternehmen zur Verfügung,
um zum Beispiel auf Messen,
bei Präsentationen oder im
Außendienst Feuergefahren
zu veranschaulichen. Weitere
Informationen finden Sie auf
der Internetseite des IFS –
www.ifs-ev.org.
Aus der IFS-Arbeit / News 3
Fotos: Scheidemann (8), FF Vienenburg (1), IFS (1), Tewinkel (1)
Wasser ist ein faszinierender Stoff mit
außergewöhnlichen Eigenschaften. Eine Besonderheit
ist die Dichteanomalie: Es hat
seine höchste Dichte bei etwa
4 °C. Sinkt die Temperatur,
und das Wasser gefriert, so
nimmt die Dichte ab, das
Volumen also zu. Durch diese
Volumenzunahme können
wasserführende Leitungen
bersten. Frostschäden verursachen jedes Jahr hohe
Kosten. Oft kommen sie erst
im Frühjahr zum Vorschein,
wenn Leitungen wieder in
Betrieb genommen werden
oder wenn die Eispfropfen
schmelzen und Wasser aus
geplatzten Rohren fließt.
Viele Medien weisen rechtzeitig zum Beginn der kalten
Jahreszeit auf dieses Problem
hin, und das IFS begrüßt jeden Beitrag zur Schadenverhütung. Allerdings ist oftmals der Platz knapp, das
Thema komplex, und daraus
ergibt sich manch unzulässige Vereinfachung. Das
Hamburger Abendblatt zum
Beispiel widmete der
Frostproblematik Ende Oktober eine längere Meldung
und empfahl, dass „Leitungen, die nicht zu entleeren
sind, mit Isoliermaterial ausreichend umwickelt werden“
sollten. Wer sich auf solche
Empfehlungen verlässt, ist
auf dünnem Eis unterwegs. Leitungen im und am Haus sollten richtig und rechtzeitig vor Frost geschützt werden.
Empfehlungen aus der Tagespresse sind oft zu knapp oder sogar falsch
Frost-Schutz für wasserführende Leitungen
„Kamera
läuft !“
im Brandversuchshaus
Leitungen zu dämmen, ist an
sich eine gute Idee. Doch
wenn Wärmeverlust verhindert werden soll, muss auch
Wärme da sein. Wasserführende Leitungen in nicht
frostsicheren Bereichen können durch Rohrbegleitheizungen geschützt werden.
Aber welche Bereiche sind
eigentlich frostsicher und
welche nicht? Auf Dachböden und in Abseiten hält
die Wärmedämmung häufig
keiner Frostperiode stand.
Den Leitungsverlauf zu kennen, ist darum sehr wichtig.
Eine leere Leitung kann nicht
zufrieren. Aber oft bleibt
doch noch genügend Wasser
in den Rohren, um ein neues
Problem zu schaffen: Ein bisschen Wasser und eine Menge
Luft, also auch Sauerstoff,
sind ideale Bedingungen für
Lochkorrosion. Auch aus hygienischen Gründen ist das
Entleeren von Wasserleitungen nicht überall ratsam.
Was beim Frost-Schutz von
wasserführenden Installationen zu beachten ist, hat Dr.
Thorsten Pfullmann auf der
Internetseite www.ifs-ev.org
in einer Checkliste zusammengefasst.
Weitere Informationen gibt
es auch auf der Internetseite
www.schadenprisma.de. Im
Heftarchiv befinden sich
mehrere Beiträge zum Thema
Frostschäden.
IMPRESSUM
Herausgeber:
Institut für Schadenverhütung
und Schadenforschung der
öffentlichen Versicherer e.V.
Preetzer Straße 75
24143 Kiel
Tel. 0431 7 75 78 – 0
E-Mail: mail@ifs-ev.org
www.ifs-ev.org
Adressfeld
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Redaktion, Layout:
Redaktion Kiel, Ina Schmiedeberg
Choriner Straße 64a
10435 Berlin
Tel. 030 44 04 31 31
E-Mail: schmiedeberg@redaktion-kiel.de
Druck:
Carius Druck Kiel GmbH
Boninstraße 25
24114 Kiel
Tel. 0431 6 24 46
Fotos: IFS (1), Versicherungsnehmer (1)
Vernachlässigter Brandschutz
Eine knappe Stunde nachdem die
Bademeisterin den Ofen in der
Saunakabine eines Freizeitbades in Betrieb genommen hatte, gab es in dem Raum ein Feuer. Die Flammen
breiteten sich in angrenzende Bereiche der Saunalandschaft
aus; weite Teile des Freizeitbades wurden durch Ruß und
Rauchgasniederschläge beschädigt. Bei der Brandursachenermittlung konnte IFS-Gutachter Oliver Malta keinen
technischen Defekt feststellen, der den Brand hätte auslösen
können. Das Spurenbild deutete auf einen Brandausbruch in
Aus der IFS-Arbeit
der Ecke des Raumes, in der die Saunabänke an eine Wand
grenzten, hinter der sich die Öfen befanden. Gäste, die am
Vortag des Schadens die Sauna besucht hatten, berichteten,
dass jemandem eine hölzerne Kopfstütze in den Warmluftspalt
hinter den Bänken gefallen war. Dem Spurenbild nach war dieses Holzteil offenbar auf einen Ofen gefallen und dort in Brand
geraten.
Nach der Montage- und Gebrauchsanweisung der Saunaöfen
hätte dies jedoch gar nicht möglich sein dürfen. Zum einen
wurden dort Schutzgitter aufgeführt, die verhindert hätten,
dass brennbares Material direkt auf dem heißen Ofen liegen
konnte. Zum anderen wurde
in der Anweisung gefordert,
die Öfen vor jeder Inbetriebnahme zu kontrollieren.
Von den Schutzgittern war
bei der Untersuchung vor
Ort keine Spur zu finden. Die
Bademeisterin gab darüber
hinaus an, die Öfen am
Morgen des Schadentages
zwar eingeschaltet, jedoch
vorher nicht überprüft zu haben.
Die hier ermittelte Schadenursache ist kein Einzelfall. Häufig sind Saunabrände darauf zurückzuführen, dass Gegenstände – zum Beispiel Handtücher
der Nutzer oder vom Reinigungspersonal abgelegte
Bodenmatten oder hölzerne Kopfstützen – bei der
Inbetriebnahme der Sauna entzündet werden. Eine gewissenhafte Kontrolle der Öfen sollte keine „lästige Pflicht“ sein, denn
sie ist ein effektiver Brandschutz in jeder Sauna.
der nun das Wasser trat. Die Schadenursache hatte Gutachter
Oliver Malta schnell gefunden: Der 15-Liter-Boiler war samt
Halteschiene abgestürzt. Die beiden Schrauben, mit denen die
Schiene befestigt gewesen war, befanden sich hingegen noch
in der Wand.
Die Schraubenköpfe hatten einen so geringen Durchmesser,
dass sie durch die vorgefertigten Löcher der Schiene hindurchrutschen konnten, anstatt die Schiene gegen die Wand zu pressen. Auf Dauer hatte diese Konstruktion das Gerät nicht halten können. Der Monteur, der den Boiler installiert hatte, war
unter seiner Telefonnummer nicht mehr zu erreichen. Der
Gebäudeeigentümer, der ihn beauftragt hatte, konnte keine
Rechnung zu den Arbeiten vorlegen.
Saunaöfen werden vor dem Einschalten oft nicht kontrolliert
Pfusch bei der Installation
Als ein Versicherungsnehmer seine Mietwohnung betrat, bekam er einen Schreck: Im Badezimmer erwartete ihn ein
Leitungswasserschaden. Wasser lief kontinuierlich im Bereich
der Armatur, die zu einem Warmwassererzeuger gehörte, aus
der Wand. Das wenige Monate zuvor neu installierte Gerät war
von der Wand gefallen, hatte dabei die Bundrohre von der
Armatur zum Warmwassererzeuger verbogen und lag nun auf
dem Fußboden des Bades. Beim Absturz des Gerätes war darüber hinaus die Wasserzuleitung zur Armatur gebrochen, aus
Warmwasserbereiter fällt von der Wand
Die Sauna vor und nach dem Schaden. Im oberen Bild sind
einige der Kopfstützen zu sehen, von denen eine in den
Warmluftspalt gefallen war.